Prof. Dr. Raimund Jakesz

Foto Raimund Jakesz

Ich wurde am 22.02.1950 in Wien geboren. Meine Mutter übte den Beruf einer Krankenschwester aus, mein Vater war Mittelschullehrer mit den Fächern Deutsch, Englisch und Französisch im 7. Wiener Gemeindebezirk in der Kandlgasse. Ich bin der jüngere von zwei Brüdern, mein Bruder Hans Christian ist Pharmazeut und leitet eine Apotheke am Aumannplatz im 18. Bezirk.

Ich habe eine Kindheit und Jugendzeit verbracht, in der ich all die Erfahrungen gemacht habe, die offensichtlich nötig waren. Im Wesentlichen hat meine Mutter meine emotionalen Bedürfnisse erfüllt und mich in das Leben des Helfens und Heilens eingeweiht und mir diese Welt näher gebracht. Mein Vater hat im wahrsten Sinne des Wortes den männlichen, intellektuellen Teil meiner Eltern verkörpert und mich zum Denken, Überlegen und auch Lernen angespornt. So habe ich von meinen beiden Elternteilen in großem Maße das gelernt, was in ihren eigenen Fähigkeiten und in ihrem Sein lag.

 

Ich habe mich sehr früh zur Opernmusik hingezogen gefühlt, und meine erste Götterdämmerung an der Wiener Staatsoper bereits mit 15 Jahren gehört. Mein zweites Hauptinteresse gehörte dem Sport. Ich habe leidenschaftlich gerne Handball und Tennis gespielt und viele Kameradschaften in diesem Bereich haben mich im Sinne von “Gemeinsam sind wir stärker als alleine” nachhaltig geprägt.

 

Ich habe das humanistische Gymnasium im 2. Bezirk 1968 mit der Matura abgeschlossen. Prägend waren in diesen Jahren die Auseinandersetzung mit dem Wesen antiker Kulturen, das Bewusstmachen des alten Wissens aus Griechenland und Rom. Statt an der Maturareise teilzunehmen, habe ich am Grünen Hügel in Bayreuth zwei Wagneropern von der letzten Sitzreihe aus verfolgt. In dieser Zeit absolvierte ich die staatliche Tennislehrerausbildung und habe über den Sommer versucht, anderen Menschen die Freude an körperlicher Betätigung beim Tennisspielen nahe zu bringen.

Ich habe mich später oft gefragt, wie meine Entscheidung, Medizin zu studieren, gefallen ist, und konnte auch diesbezügliche Fragen an mich nur schwer beantworten. Ich kann nur sagen, ich habe mich in eine Richtung bewegt, die mir vorgezeichnet schien, und einen Weg beschritten, der mir offensichtlich vertraut war. Ich habe an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien mein Studium 1973, also nach etwas mehr als 10 Semestern, abgeschlossen. Das Erlernen des Wissens, das ich später verwenden sollte, war mir nie eine Plage, sondern im Gegenteil eine Freude. Ich habe große Persönlichkeiten der damaligen Medizinischen Fakultät kennen und schätzen gelernt, unter diesen die Professoren Tuppy für Biochemie, Gisel für Anatomie, Auerswald für Physiologie, Kryspin-Exner für Psychiatrie, Reisner für Neurologie, Deutsch für Innere Medizin, Kraus für Neurochirurgie, sowie Chiari für Orthopädie.

 

Ich habe in vielen Famulaturen am Krankenbett meine ersten Erfahrungen am Patienten gemacht. Es war mir selten eine Arbeit zu viel, und ich war von der Grundhaltung erfüllt, möglichst viel zu lernen, zu verstehen, Zusammenhänge zu erfassen und offenbar Etabliertes zu hinterfragen.

Auch mein Weg in die Chirurgie schien vorgezeichnet, obwohl ich eine große Zuneigung zu anderen Fächern wie der Inneren Medizin, und besonders der Neurologie und Psychiatrie hatte. Nach meinem offenbar nicht gar so schlechten Chirurgierigorosum hat mich Prof. Fuchsig, der damalige Vorstand der 1. Chirurgischen Universitätsklinik, eingeladen, an der Klinik zu arbeiten. Und so habe ich nach Absolvierung des Gegenfachs in Pathologie bei Stefan Wuketich und der Verfassung meiner ersten beiden Publikationen meine Position am AKH angetreten – eine Institution, die ich in den letzten 36 Jahren nur zwecks Erweiterung meiner Erfahrung in praktischer Chirurgie und zur wissenschaftlichen Weiterbildung verlassen habe.

 

Die ersten Jahre an der Chirurgischen Universitätsklinik waren geprägt von Persönlichkeiten, die in einem beträchtlichen Konkurrenzverhältnis zueinander standen, und die Freude und die Leichtigkeit im Erwerb von praktischem und theoretischem Wissen und Können deutlich trübten. Immer wieder kam mir damals in den Sinn, dass ich die Ausübung einer Führungsposition anders gestalten würde, als ich es damals erlebte. Trotz alledem waren die ersten Jahre fruchtbar und der Weg meiner Karriere steil. Ich entschied mich rasch für die chirurgische Krebsbehandlung als meinen Hauptaufgabenbereich, und fand hier im späteren Primarius für Chirurgie in Lainz, Prof. Priesching, einen Mentor, der mein wissenschaftliches Denken in onkologischer Hinsicht schulte, und viele spätere Entwicklungen zumindest vordachte.

 

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Prof. Dr. Raimund Jakesz ist am 21. September Gesprächspartner von Vera Brandes zum Film SOLAR (R)EVOLUTION. Hier geht es zum Programm.